So war der Straßengig mit Passenger
Die Mittagssonne stand hoch über dem Ravelinplatz in Berlin. Zwischen der S-Bahn und dem Einkaufscenter Alexa versammelten sich schon vor 12 Uhr die ersten Passenger-Fans und sicherten sich gute Plätze.
Pünktlich zum Showbeginn schlenderte der Songwriter entspannt in Jeans und Karohemd zu seinem Mikrofon und begrüßte seine Zuschauer herzlich. Er ließ nicht unerwähnt, dass bei seinem ersten Straßenkonzert in Berlin ganze drei Zuschauer zugegen waren, von denen einer Gegenstände nach ihm warf.
Von Beginn an durften Fans sich Lieblingsstücke wünschen und so machte "Feather On the Clyde" den Anfang. Man merkt dass Passenger jahrelang auf den Straßen dieser Welt Musik machte, denn er weiß sein Publikum bestens zu unterhalten und reagiert blitzschnell. Fährt die lärmende Berliner S-Bahn hinter ihm vorbei, hält er kurz lächelnd inne, brummt sein Mikrofon reißt er mit Metal-Handzeichen den Arm in die Luft. Für den zweiten Song performt er ganz ohne Mikro und Verstärker und bittet dafür die Zuschauer ganz nah an sich heran. Mit "I Hate" wettert der sympathische Brite gegen Jugendwahn und sinnlose Facebook-Posts und fordert jeden mit einzustimmen, der seine Meinung teilt. Für "Wrong Direction" bringt er den gesamten Platz zum Schnipsen, hier und da baut er grinsend Songelemente von Haddaway oder Taylor Swift ein und überhaupt fesselt Passenger seine Zuhörer mit seiner eindringlichen Art. Mit "Let Her Go" folgt der Song auf den wohl die meisten gewartet haben und so wird der Fan-Chor von Refrain zu Refrain immer lauter. Zeit für einen ganz ruhigen Moment. Wieder unverstärkt stimmt Passenger den Simon & Garfunkel-Klassiker "Sound Of Silence" an und überrascht mit einer völlig eigenen Interpretation. Ein weiteres Mal rollt die Bahn lautstark über die Schienen und der Sänger schließt innerhalb von Sekunden seine Gitarre wieder an den Verstärker und steht am Mikro, ohne eine längere Pause für diesen Umbau einzulegen.
Für das Finale dieses besonderen Akustik-Sets sorgt das hymnische "Holes". Höflich wie es nur Briten sein können, bittet Passenger sein Publikum aufzustehen und der gesamte Platz erhebt sich, um ein letztes Mal lautstark mitzusingen. Sichtlich glücklich und dankbar für ein euphorisches Publikum verabschiedet sich der Mann mit der Gitarre in wohlverdienten freien Nachmittag, an dem er noch lange für Autogramme und Fotos zur Verfügung stand.